Toni schluckt. Gerade hat er dem Betreuer drei Seiten Text hingelegt. Doch der wirft nur einen kurzen Blick darauf und fragt: Was ist Ihre Forschungsfrage? Toni stöhnt innerlich…
Eine ganze Woche hat er an diesen drei Seiten gesessen. Mehr als 15 Bücher liegen noch aufgeschlagen auf seinem Tisch. Sein Laptop quillt über von Onlinequellen. Und die meisten hat er noch nicht mal gesichtet. Schreiben, lesen, schreiben, lesen, umschreiben, wieder lesen… Nichts anderes hat er die letzten Tage gemacht. Und jetzt das. Toni schwant nichts Gutes… Leise sagt er: ich schau mir das noch mal an, nimmt die drei Seiten und verlässt mit hängenden Schultern die Sprechstunde…
Was für eine Panne… War die Woche Arbeit umsonst? 3 Seiten für die Katz? Was hätte Toni wohl geholfen?
Ganz einfach, diese 3 Musterfragen! Hier sind die Schritte, um deine Forschungsfrage zu formulieren.
Schritt 1: Definiere die Begriffe aus dem Thema Deiner Bachelorarbeit oder Masterarbeit
Nehmen wir mal an, Toni schreibt über den Einfluss von Schokolade und Lernmotivation von Studis. Dann muss er 3 Begriffe definieren: Schokolade, Lernmotivation, Studis. Also beantwortet er diese Fragen: Was ist Schokolade? Was ist Lernmotivation? Was kennzeichnet Studierende? Natürlich hast Du in Deiner Arbeit andere Begriffe… Aber die Schrittfolge für Definitionen bleibt gleich.
Suche die Definitionen in Lehrbüchern oder wissenschaftlichen Studien oder in ISO oder DIN. Schreibe sie heraus und schreibe SOFORT die Quellenangaben dazu.
Schritt 2: Schau Dir die Muster für die Forschungsfrage oder Leitfrage einer Bachelorarbeit oder Masterarbeit an
Jede wissenschaftliche Fragestellung baut auf einer der folgenden drei Musterfragen oder Grundfragen auf. Du brauchst nur einen Begriff als Aufhänger. Ich erkläre das mal mit Tonis Begriff Lernmotivation. Das sind die 3 meist gebrauchten Muster für die Forschungsfrage zum Oberthema Lernmotivation:
1. Was ist Lernmotivation oder was lässt sich über Lernmotivation sagen / schreiben?
2. Welche Beziehungen hat Lernmotivation zur Umwelt, mit anderen Merkmalen? Was beeinflusst sie?
3. Wie entwickelt sich Lernmotivation und was sind die Ursachen dafür?
Die erste Musterfrage ist eine so genannte Merkmalsanalyse oder Attribut-Analyse, die zweite ist eine Beziehungsanalyse oder Wirkungsanalyse und die dritte Musterfrage ist eine Entwicklungsanalyse.
Mit einem dieser 3 Muster findest Du die Forschungsfrage für Dein Thema.
Wichtig: Natürlich hängt die konkrete Formulierung vom Begriff ab. Probieren wir das im nächsten Schritt aus.
Schritt 3: Entwirf die Forschungsfrage für Deine Bachelorarbeit oder Masterarbeit
Probier die Musterfragen mit Deinen Begriffen aus. Formuliere mögliche Fragen und wähle dann EINE Frage für Deine Arbeit aus. Wir machen das mal für Soft Skills.
1. Was sind Soft Skills oder was lässt sich über Soft Skills sagen / schreiben?
2. Welche Beziehungen haben Soft Skills zur Umwelt, mit anderen Merkmalen? Was beeinflusst sie?
3. Wie entwickeln sich Soft Skills und was sind die Ursachen dafür?
Hat doch ganz gut gepasst.
Probiere das jetzt weiter mit Begriffen wie Finanzkrise, Arbeitslosigkeit, Migration, Motorleistung, LOHAS, Friedensgespräche, Mikrokredite, Big Data, Alkoholsucht oder eben gleich mit Deinen Fachbegriffen.
Klar sind die Formulierungen der Frage immer etwas anders. ABER: der Grundgedanke bleibt gleich. Ich schau mir entweder den Begriff für sich an (Merkmale) oder in Beziehung mit anderen Begriffen oder Objekten (Beziehungen, Wirkungen, Ursachen) oder seine dynamische Seite, die Entwicklung (Evolution).
Formuliere jetzt mit den Begriffen aus dem Thema Deiner Bachelorarbeit oder Masterarbeit eine oder mehrere Fragen. keine Sorge, Dir schaut niemand zu und Du kannst sie natürlich noch schleifen.
Schritt 4: Suche mögliche Antworten auf die Forschungsfrage
Welche Frage sollte ich nehmen? Kommt auf die Umstände an, auf die Quellen, die Anforderungen des Lehrstuhls, die Methoden etc. Ein guter Anfang ist, sich die möglichen Antworten anzuschauen. Das macht die Frage fassbar.
Beispiele für Antworten für die Lernmotivation:
Muster 1: Was ist Lernmotivation oder was lässt sich über Lernmotivation sagen / schreiben?
Es gibt natürlich verschiedene Niveaus der Lernmotivation wie stark und schwach oder bezogen auf Fächer oder zeitlich limitiert oder auf Aufgaben fokussiert oder je nach Person oder Gruppe. Es kommt immer auf die untersuchten Personen an.
Muster 2: Was beeinflusst die Lernmotivation?
Da gibt es Abertausende Antworten, je nach Person… Eine Deadline, ein anderes Projekt, die Aussicht auf Erfolg, Wettbewerb mit Kommilitonen, Erwartungen von Partnern, Angst vor Degradierung oder dem Rauswurf uvm. Auch Didaktik, Themen, Dozenten, Lehrmaterial spielen eine Rolle. Die Liste ist grenzenlos. Das zeigt, dass bei dieser Frage meist sehr viel zu holen ist!
Muster 3: Wie entwickelt sich Lernmotivation und was sind die Ursachen dafür?
Da gibt es wieder Tausende Antworten, je nach Personenkreis, je nach Umgebung etc. Es gibt sicher Phasen, Auf und Ab, saisonabhängige Faktoren wie Klausurphasen, Persönlichkeitsentwicklungsphase etc. Das kann ziemlich komplex werden!
Wenn Toni eine Wahl hat, sollte er Muster 3 NICHT wählen. Eine Analyse von Beziehungen, also Muster 2, ist überschaubarer. Auf jeden Fall helfen die vorläufigen Antworten auf die Fragen bei der Entscheidung.
Schritt 5: Gib Deiner Forschungsfrage den letzten Schliff
Am Ende steht nur EINE Leitfrage. Die sollte offen sein und sprachlich rund geschliffen. Sie muss natürlich zu Deinem Thema und den erwarteten Ergebnissen passen. Das ist der finale Test.
Wie läuft nun Tonis nächste Konsultation mit dem Betreuer ab?
Am besten ist wohl, er sendet ihm erstmal per Email nur das Thema mit der Forschungsfrage und fragt an, ob er in dieser Richtung weitermachen kann. Das spart viel Schreiberei 🙂
Viel Erfolg beim Formulieren der Forschungsfrage wünschen Dir
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Über den Autor:
Diplom-Volkswirt, 47 Jahre alt, verh., 2 Kinder,
1988 – 1991 Studium Außenpolitik in Potsdam (Institut für Internationale Beziehungen) und in Moskau (Moskauer Staatliches Institut für Internationale Beziehungen),
1991 – 1996 Studium der VWL an der Universität Marburg und der Universidad Nacional de Córdoba/ Argentinien.
Diplom 1996.
Gründer und Leiter des Studeo Verlages (seit 2002) sowie der Studeo Repetitorien (seit 1995) und des Studeo Coachings (seit 2003).
Herr Gerlach hat für den Studeo Verlag mehrere Klausurtrainer in BWL, VWL, Mathematik und Statistik und das Handbuch Klausur geschrieben. Siehe Studeo Publikationen bei Amazon.
Herr Gerlach hat über 20 Jahre Trainings- und Lehrerfahrung als Tutor, Repetitor und persönlicher Coach für Prüfungsvorbereitung und Diplomarbeiten. Er entwickelte eine Methode, mit der man in 31 Tagen (248 Stunden) seine Abschlussarbeit schaffen kann (siehe Thesis-ABC – In 31 Tagen zum Text).
Herr Gerlach hat zusammen mit den Studeo Coaches bisher schon über 5.000 Abschlussarbeiten in verschiedenen Fächern betreut.